„Ja, das mache ich doch gerne.“ Wieder mal in die Falle getappt und eine Aufgabe an dich gezogen, auf die du eigentlich verzichten könntest? Wie oft sagen wir Ja, obwohl wir eigentlich Nein sagen möchten. Wir heben unsere Hand, bevor unser Hirn überhaupt realisiert, wieviel Arbeit da auf uns zukommt. Aber warum ist das so? Hier sind 6 verflixte Gründe, warum du nicht nein sagen kannst.
Nein sagen fällt schwer
Gehörst du auch zu den Menschen, denen es schwer fällt, Nein zu sagen?
Gerade wir Frauen stellen unsere eigenen Bedürfnisse oft hinten an, wenn wir sie denn überhaupt kennen. Wir haben Strategien in unserer Kindheit entwickelt, die für uns als Erwachsene eigentlich keinen Sinn mehr machen. Als junge Mädchen dazu erzogen, gut und hilfsbereit zu sein, denken wir als erwachsene Frauen gar nicht mehr über unser Handeln nach und hinterfragen nicht unsere Handlungsmuster; wir reagieren statt selbst zu agieren.
Grund 1: Überrumpelung
Der erste Grund ist ein ganz simpler: Du wirst überrumpelt. Ob du zwischen Tür und Angel gefragt wirst oder unter Druck eine schnelle Entscheidung fällen sollst, immer fehlt die Zeit, die Anfrage zu durchdenken. Im Nachhinein bemerkt du den Aufwand und ärgerst dich, wieder mal zu schnell zugesagt zu haben.
Grund 2: Angst vor Konsequenzen
Als Kleinkind hast du das Wort „Nein“ als erste Reaktion auf alle Fragen geliebt. Damals warst du dir der Liebe deiner Eltern bewusst. Heute weißt du, dass es – meist negative – Konsequenzen hat, wenn du nicht spurst.
Oft treibt uns eine unbegründete Angst: Angst, den Chef oder die Freunde zu verärgern und Job oder Freundschaft zu verlieren, abgelehnt und nicht mehr gemocht zu werden. Nein sagen ist ein Risiko, mit dem wir nicht umgehen können und dessen Konsequenzen nicht abzusehen sind.
Deshalb sagst du Ja, um Konflikten aus dem Weg zu gehen, die Harmonie nicht zu stören und keine negativen Reaktionen auf dich zu lenken. Dabei sind die Risiken deutlicher geringer, als du denkst. Aus Angst immer Ja zu sagen raubt dir Zeit, Kraft und nicht zuletzt deine Selbstbestimmung.
Grund 3: Everybody’s Darling
Eng damit verknüft ist der Wunsch, Jedermanns Liebling zu sein. Schmeichelei ist eine starke Motivation dafür, Ja zu sagen. Es ist ein schönes Gefühl, von allen Menschen gemocht und geliebt zu werden, aber es ist ein Märchen zu glauben, dass du es – egal ob im Privatleben oder im Job – allen Recht machen kannst. Viele schmeicheln dir nur, damit du deren Aufgabe übernimmst, und mögen dich, solange du etwas für sie tust oder ihnen nützlich bist; ansonsten lassen sie dich links liegen oder fallen wie eine heiße Kartoffel.
Grund 4: Helfer-Syndrom
Es ist grundsätzlich etwas Positives und ein natürliches und gesundes Bedürfnis, anderen zu helfen und ihnen Gutes zu tun. Es gibt dir ein gutes Gefühl, gebraucht zu werden und ist dein Weg, dich aufzuwerten und dich als etwas Besonderes zu sehen.
Kritisch wird es, wenn du dich überforderst, wenn du die gesunde Balance zwischen Geben und Nehmen verlässt und beim Helfen deine eigenen Wünsche, Bedürfnisse und körperlichen Grenzen vergisst – aber auch nicht erkennst, ob der andere deine Hilfe auf diese Weise oder überhaupt braucht.
Wenn du dich von Dank und Anerkennung anderer abhängig machst, dann bist du vom Helfer-Syndrom befallen und wirst schwerlich deine Hilfsbereitschaft reduzieren, auch wenn sie gar nicht benötigt wird oder du dich erschöpft oder ausgenutzt fühlst. Leider wirst du bei all deiner Aufopferung nie wie Mutter Teresa für den Nobelpreis vorgeschlagen.
Grund 5: Unersetzlich sein
Einen Schritt weiter geht das Gefühl der Unersetzlichkeit. Es ist deine feste Überzeugung, dass es außer dir niemand macht – und schon gar nicht so gut wie du selbst. Wenn helfende Hände in Kindergarten und Schule nötig sind, stehst du als erste am Waffelstand; du wirst Elternvertreterin, organisierst den Familientag oder erledigst Aufgaben deines Kollegen, weil du es sowieso besser und schneller kannst. Dabei hat er nur gefragt, wie es geht …
Du bist die Unersetzliche – nichts läuft ohne dich!
Du gefällst dir in der Rolle der Ratgeberin. Dein starkes Pflichtgefühl lässt dich die Hand heben, und du erledigst die Arbeit, obwohl auf deinem Zeitkonto kein bisschen Platz mehr für dich selbst bleibt und deine eigenen Bedürfnisse hintenan gestellt werden. „Das schaffe ich auch noch“ wird wohl noch auf deinem Grabstein stehen …
Grund 6: Frau Dampf in allen Gassen
Eine Sonderform der Ja-Sager ist die Partylöwin. Du willst nichts verpassen und bist am liebsten überall dabei, immer in der Hoffnung auf neue Chancen.
Dies gilt sowohl in deinem Job – da bist du gerne bei jeder Sitzung, in jedem neuen Projekt dabei, immer in der Hoffnung, dass sich hier eine neue berufliche Chance für dich ergibt – als auch im privaten Umfeld. Hier lässt du kein Straßenfest, keine Einladung aus. Es könnte ja etwas passieren, bei dem du nicht mitreden kannst. Überleg dir, welche Aktivitäten dir wirklich Spaß machen und welche beruflichen Aufgaben dich tatsächlich weiterbringen.
Fazit
Du hast sicher bereits erkannt, zu welchem Ja-Sager-Typ du gehörst. Es kann auch gut sein, dass du mehrere Typen in dir vereinst. Jetzt hast du den ersten Schritt getan und verstanden, aus welcher Motivation heraus du wieder einmal ‚Ja‘ gesagt hast, obwohl es vielleicht ein ‚Nein‘ sein sollte.
Du hast jederzeit das Recht Nein zu sagen. Du brauchst von niemandem die Erlaubnis dazu – außer von dir selbst. Nimm dir damit die Schuldgefühle – die Welt wird nicht untergehen und oft findet sich überraschend eine ganz andere Lösung.
Was kannst du nun tun?
Es gibt viele Gründe, öfter Nein zu sagen: Du schonst deine Nerven, ärgerst dich weniger und gewinnst Lebenszeit für die wirklich wichtigen Dinge in deinem Leben.
Lass dich nicht drängen oder unter Druck setzen. Verschaffe dir stattdessen ein Zeitpolster und Bedenkzeit, um über die Bitte nachzudenken:
- Was sollst du genau machen?
- Wie viel Aufwand ist damit verbunden?
- Hast du überhaupt Zeit dafür?
- Was bleibt dafür liegen, wenn du dem Wunsch nachkommst?
- Kommst du dadurch selbst unter Stress und Zeitdruck?
- Tust du den Gefallen gerne oder hast du ein Bauchgrimmen?
- Wirst du dich hinterher über deine Zusage ärgern oder ausgenutzt fühlen?
- Geht es dir wirklich um die Hilfe oder doch eher darum, Everybody’s Darling zu sein?
- Hast du Angst vor möglichen Konsequenzen wie Sympathieverlust oder davor, eine Chance zu verpassen?
- Fühlst du dich geschmeichelt und gefällst dir in der Rolle der Macherin und Ratgeberin?
Du kannst deine Zeit nicht unendlich nutzen, also nutze sie weise.
Wenn du dich für ein ‚Nein‘ entscheidest, rede Klartext und nicht um den heißen Brei herum. Verwende keine beschwichtigenden Einschränkungen, Verlegenheits-oder Notlügen, sondern bringe gute Gründe ins Feld. Zeige Empathie und gib Anregungen für alternative Vorschläge, bleibe aber fest bei deiner Absage. Im Zweifel: Fasse dich kurz – und das auch gern ganz ohne Begründung.
Am Anfang wirst du nicht unbedingt positive Reaktionen ernten. Bald wirst du aber feststellen, dass der Kelch für unliebsame Aufgaben beständig an dir vorbeigehen wird und man dich mit neuem Respekt betrachtet. Feiere, dass du durchgehalten hast.
Nein Sagen fällt dir trotzdem schwer? Hier findest du die 6 Schritte, mit denen du lernst, Nein zu sagen.