„You are Mrs. Impossible!“ Das ist wohl nicht unbedingt das, woran du denkst, wenn es um einen Neuanfang geht. Vor allem nicht jenseits der magischen 50, wenn sich die meisten von uns bereits fest etabliert haben und mit einem Auge schon den Leuchtturm Altersteilzeit oder gar Rente am Horizont fixieren. Dabei bist du nie zu alt, um Neues anzufangen.
„You are Mrs. Mission Impossible!“
Mein neuer Kollege war schwer begeistert, dass ich eine scheinbar unlösbare Aufgabe in kürzester Zeit erfolgreich erledigt habe, und kürte mich kurzerhand mit diesem Titel. Dabei kannten wir uns noch gar nicht.*
Denn mein neuer Job startet erst im nächsten Monat, aber schon jetzt darf ich Lösungen für scheinbar Unlösbares finden, gordische Knoten entwirren und aus dem Handgelenk die Organisation mehrerer Workshops jonglieren. Wonder Woman eben, wie mich meine liebe Vorgängerin anpreist. Nicht schlecht für eine Frau in ihren besten Jahren mit Ende 50…
Ich selbst fühle mich zwar eher wie Mrs. Poirot, weil ich wie eine Detektivin meine grauen Zellen bemühen und all die kleinen Details zusammentragen muss, um zu verstehen, wie hier der Hase läuft. Aber eigentlich läuft der neue Hase nicht viel anders als der alte, außer dass er ein paar neue unbekannte Haken schlägt. Noch unbekannte Haken, wohlgemerkt… Kein Grund also, nicht etwas Neues anzufangen.
Wohlfühlnest Komfortzone
Hast du auch schon Dinge nicht getan, weil du dafür „schon zu alt“ bist und weil es sich jetzt sowieso nicht mehr lohnt?
Alles Neue erscheint auf dem ersten Blick undurchsichtig und schwierig. Je älter du wirst und je länger du im altbekannten Job oder Bereich bleibst, desto schöner und kuscheliger hast du dich in deiner Komfortzone eingerichtet.
Dort, auf bekanntem Terrain, fühlst du dich sicher, kannst du auftrumpfen und den Star spielen. Und selbst wenn der Job an allen Ecken kneift und zwickt und die Aufgaben langweilig werden, klammerst du dich mit aller Macht daran fest. Erst recht dann, wenn du wie ich zu den etwas älteren Semestern zählst, bist du nicht die erste Frau oder der erste Mann an der Spritze, wenn es um Veränderung geht.
„Die paar Jahre sitze ich auf einer Pobacke ab.“
Pustekuchen! Meine Erfahrung ist: Wenn dir zu langweilig wird oder du dich nicht mehr richtig wohlfühlst, kannst du nicht auf halber Rille weitermachen, ohne Schaden zu erleiden. Deine Motivation, Produktivität und Performance werden es dir nicht danken, wenn du ein Auge zudrückst und deine Zufriedenheit ausblendest, nur um mit einem Auge gen Rente zu schielen.
Die paar Jahre können ganz schön lang werden. Genauso wie Kinder ab halbem Weg „Sind wir schon da?“ leiern, wirst du dich in Richtung Zielgerade schleppen, immer mit dem Gedanken im Kopf: „Ach hätt‘ ich doch…!“ Bei Befragungen von Menschen, die kurz vor ihrem Tod standen, hat sich herausgestellt, dass die meisten von ihnen nicht das bereut haben, was sie getan, sondern vielmehr das, was sie versäumt und nicht getan haben.
Dein Alter ist nur eine Ausrede
„Dafür bin ich zu alt. Jetzt lohnt es eh nicht mehr. Das ist nur für Jüngere. Im Alter kann man nicht mehr so gut lernen. Was sollen die Leute denken. Die lachen mich ja aus.“
Solche oder ähnliche Glaubensätze geistern dir sicher im Kopf herum, wenn es sich um Veränderung dreht und darum, etwas Neues anzufangen. Das, was dich wirklich zurückhält, ist mit einem Wort zu nennen:
ANGST!
Du verlässt nicht deine Insel „Komfortzone“, weil du Angst vorm großen Ozean der Möglichkeiten hast. Es könnten ja Haifische herumschwimmen, oder du könntest einfach umtergehen. Je mehr du nachdenkst, desto bedrohlicher, dunkler und tiefer wird das Wasser vor dir, und jede Welle erscheint dir wie die stärkste Brandung.
Aber du könntest aber auch die schönsten Korallenriffe und die buntesten Fische finden, oder wie Christoph Kolumbus dein höchsteigenes Amerika entdecken. Du wirst es aber nie herausfinden, wenn du nicht einmal eine Zehe ins Wasser hältst.
Du musst ja nicht gleich dein Leben umkrempeln
Etwas Neues heißt ja nicht gleich den Sprung in eiskaltes Wasser zu wagen, den Job hinzuschmeißen oder auszuwandern. Doch auch bei kleinen Dingen zögern wir oft, etwas Neues anzufangen.
Dabei sind es gerade die kleinen Dinge, die den Änderungsmuskel traineren. Du läufst ja auch nicht untrainiert einen Marathon, sondern fängst mit leichten Laufeinheiten an, um dich dann mehr und mehr zu steigern. Wenn du dich stetig daran gewöhnst, Neues in dein Leben zu integrieren, wirst du immer offener für Veränderungen, trotz deines Alters. Älter werden wir alle, warum sollen wir nicht trotzdem Spaß haben?
Ich habe mich an meinem 50. Geburtstag unendlich alt gefühlt – nur um gleich darauf zu denken, dass ich noch 17 Jahre arbeiten muss. So’n Sche…, immer noch nicht alt genug!
Und das habe ich seitdem geschafft:
- Saxophon und Klarinette spielen gelernt
- 2x Summer Academy in der Hamburg School of Music **
(** du siehst mich dort sogar in der mittleren Reihe des Artikelbildes ganz rechts…)
- Saxophonspielerin in einem Bläserensemble
- Klarinettenspielerin im Airbus Symphonie Orchester
- 2x in meiner Firma die Abteilung gewechselt, mit völlig neuem Netzwerk und Aufgaben
- Coaching-und Online-Business gestartet
- VSH-Dozentin
- …
Zugegeben, es sind nicht die riesigen Veränderungen (die hatte ich in den Jahren vor 50), aber angesichts von Kolleginnen, die mehr als 20 Jahre auf der gleichen Stelle hocken oder mich verständnislos anschauen, wenn ich meine Freizeit „jetzt noch“ mit Weiterbildung vergeude, fühle ich mich privilegiert, meine Trampelpfade durch interessante neue Routen zu ersetzen.
Fazit: Du bist nie zu alt, um Neues anzufangen
Dein Alter ist eine Ausrede. Menschen wie Greta Silver starten ab Ende 40 durch und erkennen, dass Unwissenheit kein Stolperstein, sondern der Schlüssel zum Erfog sein kann. Und solange du nicht Schuld bist, dass ein Flugzeug vom Himmel fällt, ist kein möglicher Fehler oder Misserfolg wirklich von Belang und Angst unnötig.
*Psst, ganz unter uns
Die unlösbare Aufgabe war nur deshalb knifflig, weil mir ein paar Parameter und Lieferantennamen nicht geläufig waren und ich daher ein wenig nachforschen musste. Aber lassen wir den Kollegen ruhig im Glauben, eine Wonder Woman vor sich zu haben ;-).
Und Hand aufs Herz: Welcher „alte“ Kollege nennt dich schon Mrs. Mission Impossible?
Wie denkst du über das Thema? Schreibe mir gerne einen Kommentar. 🙂