Ich bin eine glühende Verfechterin von Gruppencoachings. Ich arbeite gerne mit Impulsen und Brainstorming. Das kann im Einzelcoaching manchmal sehr mühsam sein, im Gruppencoaching aber zu guter Kommuniktion und Interaktion führen. Wie alles hat auch das Gruppencoaching Licht und Schatten. Ich möchte dir einige Vor- und Nachteile des Gruppencoaching vorstellen.
I. Vorteile von Gruppencoachings
Es gibt viele Vorteile des Gruppencoachings. Hier findest du einige davon aufgeführt.
1. Gruppencoachings sind interaktiv
Ein klarer Vorteil von Gruppencoachings ist die Interaktivität. Es ergibt sich im Laufe der Session oder der Coachingphase eine Vertrautheit unter den Teilnehmern. Diese Vertrautheit ermöglicht einen regen Austausch über das Thema oder Problem. Mit Brainstorming und Schwarmwissen können auch individuelle Unterpunkte des übergeordneten Themas angesprochen und gelöst werden.
2. Ich bin nicht allein mit meinem Thema
In der Gruppe merken die Teilnehmer, dass sie nicht allein mit ihrem Problem oder Thema sind. Die Erleichterung ist groß, dass sie kein Exot unter „Normalen“ sind, wie sie sich vielleicht in ihrem Umfeld fühlen. Diese Erkenntnis nimmt einen großen Teil der Angst und macht ihr Thema lösbarer.
3. Gemeinsam sind wir stark
Die Gruppe unterstützt sich gegenseitig. Affirmationen, Lob, positives Feedback – die Teilnehmer bekommen in der Gruppe all das, was im normalen Leben oft nicht passiert. Die Last des Problems wird auf vielen Schultern getragen und wiegt plötzlich nicht mehr so schwer. Die Teilnehmer motivieren sich gegenseitig.
4. Voneinander lernen
Beim Gruppencoaching profitieren die einzelnen Mitglieder von der Gruppendynamik und den verschiedenen Sichtweisen und Erfahrungen. Jeder Mensch ist ein Individuum, und genauso einzigartig sind die Themen ausgeprägt. Aber genau wegen dieser Einzigartigkeit sind auch unsere Lösungsversuche individuell und eingeschränkt. Andere Teilnehmer des Gruppencoachings können eine völlig andere Sicht auf Problem und Lösungsweg haben. Sie können neue Impulse setzen und ein Aha-Erlebnis auslösen, weil sie das Thema von einem anderen als dem gewohnten Blickwinkel aus betrachten.
5. Spaßfaktor
Einzelcoachings, wo sich nur Coach und Coachee gegenübersitzen, können recht zäh sein. In der Gruppe besteht eine Möglichkeit der Auflockerung durch lustige Spiele und Gruppenübungen. Viele Probleme lassen sich „kleiner lachen“, denn Lachen ist der erste Schritt zur Problembewältigung.
6. Kein Lost in Space oder Hängenbleiben
Auch ein Coach kann mal hängenbleiben, oder der Coaching-Prozess stoppt einfach. Im Einzelcoaching kann dies eine zähe und unbefriedigende Situation ergeben. Im Gruppencoaching dagegen können die Teilnehmer z.B. mit einer Gruppenaufgabe in eine Breakout-Session geschickt werden. Denn Fakt ist: Die Lösung liegt in uns selbst und drängt im gegenseitigen Austausch an die Oberfläche.
7. Gruppencoaching als Einstieg Persönlichkeitsentwicklung
Wer sich noch nicht für ein individuelles Coaching entscheiden mag, hat in der Gruppe die Möglichkeit, noch ohne größeren Seelenstriptease an seinem Problem zu kratzen. In der Gruppe tut Persönlichkeitsentwicklung nicht weh, sondern macht auch noch Spaß.
II. Nachteile von Gruppencoachings
Es gibt natürlich auch Nachteile für das Gruppencoaching, die ich dir nicht vorenthalten will.
1. Keine individuelle Bearbeitung des Themas
Das Thema oder Problem wird nicht so individuell bearbeitet, wie es sich die Teilnehmer vielleicht wünschen. Wenn doch eine Person mehr Raum erhält, fallen andere Teilnehmer hinten über. Diesen Nachteil kann der Coach abmildern. Die Gruppe könnte beispielsweise exemplarisch und interaktiv an einem Beispiel arbeiten. Der Coach kann auch Stellvertreter-Übungen anwenden, so dass die nicht betroffenen Teilnehmer trotzdem Teil der Situation sein und in ihrer jeweilgen Aufgabe vom Problem des Einzelnen profitieren können.
2. Der Einzelne kann sich gehemmt fühlen
Beim Gruppencoaching ist eine vertrauliche Arbeit an persönlichen Themen schwieriger. Der Coachingprozess läuft öffentlicher als bei einem Einzelcoaching. Dies kann die Bereitschaft des Einzelnen, sich anderen gegenüber zu öffnen, beeinträchtigen.
3. Die Gruppe ist nicht homogen
Die Teilnehmer passen nicht wirklich zueinander. Das kann viele Gründe haben: Die einzelnen Teilnehmer wollen ihre individuellen Probleme unbedingt gelöst sehen und nehmen keine Rücksicht auf die anderen Gruppenmitglieder. Oder die einzelnen Teilnehmer stehen auf unterschiedlichen Levels in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Ohne Gruppenregeln und klarem Codex fällt eine solche Gruppe schnell auseinander.
Mein Fazit
Gruppencoachings sind gerade für den Einstieg in die Persönlichkeitsarbeit sehr gut geeignet. Oft helfen schon einfache Impulse oder das Gespräch mit Gleichgesinnten, damit sich die Teilnehmer besser fühlen und Bestandteile ihres Problems oder Themas bearbeiten und loslassen können. Die Interaktion beflügelt das Brainstorming und die Lösungsjompetenz. Der positive Zusammenhalt der Gruppe stärkt zusätzlich Selbstbewusstsein und Resilienz, wichtige Bestandteile der Persönlichkeitsentwicklung. Und ganz klarer Pluspunkt: Gemeinsam macht auch Problemlösung mehr Spaß.
Dieser Beitrag spiegelt meine eigene Meinung zum Thema Gruppencoaching wieder. Wie denkst du darüber? Hast du gute Erfahrung mit Gruppencoachings gemacht oder lehnst du sie ab? Teile deine Meinung doch bitte im Kommentar.